Das „Modell Bunter Kreis“
Früh- und Neugeborene, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einer chronischen, onkologischen oder schweren Erkrankung und/oder Behinderung und ihre Familien sind durch die körperlichen und psychosozialen Auswirkungen stark belastet: Sie müssen erhebliche Einschränkungen hinnehmen, leiden unter Überforderungen und Defiziten. Komplexe, teilweise lang andauernde oder sehr intensive Therapien können heilen oder ein Leben mit der chronischen Erkrankung ermöglichen. Hierfür müssen die betroffenen Familien vielfältige krankheitsbezogene Aufgaben und Belastungen im psychischen, sozialen, finanziellen und organisatorischen Bereich bewältigen. Die Versorgungsangebote sind selten vernetzt und koordiniert. In der Folge werden verordnete Gesundheitsleistungen nicht adäquat in Anspruch genommen, stationäre Aufenthalte verlängert oder es kommt zu unnötigen Wiederaufnahmen. Daher wurde Anfang der 1990er Jahre die Nachsorge nach dem „Modell Bunter Kreis“ entwickelt und mittlerweile in über 90 Regionen in Deutschland eingeführt.
Nachsorge nach dem „Modell Bunter Kreis“
Die Nachsorge beginnt mit dem Übergang von der stationären Versorgung ins heimische Kinderzimmer. Bei Bedarf wird im Rahmen des „Modell Bunter Kreis“ die Sozialmedizinische Nachsorge nach §43 Abs. 2 SGB V erweitert, um Patienten und ihre Familien interdisziplinär, sektorenübergreifend und effizient zu versorgen. Die größte Zielgruppe für Nachsorge sind Früh- und Risikogeborene. Die betreuungsintensivste Gruppe sind Kinder und Jugendliche mit onkologischen Erkrankungen. Weitere wichtige Gruppen sind neurologische und Stoffwechsel-Erkrankungen.
Um dem ganzheitlichen Anspruch der Nachsorge gerecht zu werden, arbeiten wir in einem interdisziplinären Team mit folgenden Kompetenzen:
- Pädiatrie
- Kinderkrankenpflege
- Sozialpädagogik mit sozialrechtlichen und systemischen Kenntnissen
- Kinder- und Jugendpsychologie/-therapie
- Seelsorge
- Optional : Ernährung, Hauswirtschaft, Physiotherapie, Ergotherapie
Ziele für unsere Arbeit mit den Familien:
- Sicherung und Verbesserung des Behandlungserfolgs
- Verkürzung, ggf. Vermeidung von stationären Aufenthalten
- Förderung der individuellen Krankheitsbewältigung
- Förderung der gesundheitsbezogenen LebensqualitätIntegration der Krankheit im Alltag
- Vernetzung der Leistungserbringer in der Region
Leitprinzipien unserer Arbeit mit den Familien:Orientierung am Bedarf und der Lebensumwelt: es gibt keine Pauschalrezepte
- Ganzheitlichkeit: Alle relevanten Aspekte werden beachtet
- Hilfe zur Selbsthilfe: Kompetenzen zur Selbsthilfe werden gefördert
- Ressourcenorientierung: Familiäre Möglichkeiten und externe Hilfe werden bestmöglich eingesetzt
- Familienorientierung: Der Fokus richtet sich neben dem Patienten auch auf die ganze Familie
- Effektivität und Effizienz: Geeignete Methoden werden professionell einsetztWissenschaftlichkeit: Wir arbeiten auf dem aktuellen Stand der Forschung
- Qualitätssicherung: Prozesse werden laufend dokumentiert und optimiert